Dr. Hans Nemec

Interferenz - Interferenzstrom - Interferenz(strom)therapie

Interferenz

Gesamtheit aller Erscheinungen, die durch Überlagerung zweier oder mehrer Wellen am gleichen Ort entstehen. Trifft Berg mit Tal von zwei Wellen gleicher Schwingungszahl aufeinander, kommt es zur Auslöschung, trifft Berg auf Berg bzw. Tal auf Tal, kommt es zur Verstärkung. Durch die Überlagerung von Wellen etwas verschiedener Frequenzen entstehen Schwebungen.

Interferenzstrom

Niederfrequente (NF) Intensitätsvariation (Schwebung) von zwei sich überlagernden mittelfrequenten (MF) Strömen unterschiedlicher Frequenz, z.B. 4000 Hz und 4001 bis 4100 Hz. Die wahlweise Änderung der Differenz von 1 bis 100 Hz führt zu fortlaufender Phasenverschiebung und damit zu Verstärkung und Abschwächung bis zur Auslöschung der Intensität.

Interferenz(strom)therapie

In der Elektrotherapie wird die Behandlung mit Wechselströmen von 0 bis 100 Hz als Niederfrequenz-(NF)- Therapie bezeichnet. Um den Hautwiderstand und damit die sensible Belästigung der Haut zu verringern, sind Mittelfrequenz-(MF)-Ströme von 1000 bis 100 000 Hz besser geeignet.

Prinzip der Interferenz(strom)therapie:

  1. gleichzeitigen Zuführung von zwei mittelfrequenten (MF) Wechselströmen mit konstanter Intensität und geringfügigem Frequenzunterschied durch gekreuzt angelegte Elektrodenpaare,
  2. ihre Mischung (Interferenz) im Innern des Körpers.

Der sich ergebende Interferenzstrom ist ebenfalls mittelfrequenter Wechselstrom. Seine Intensität ist jedoch - im Gegensatz zu jener der zugeführten Einzelströme - nicht konstant, sondern variiert rhythmisch.

Vorteile dieses Verfahrens:

  1. geringer Hautwiderstand der MF-Ströme
  2. größere Tiefenwirkung durch Anwendung höherer Intensitäten
  3. biologisch wirksame NF-Schwebung im Körperinneren durch Überlagerung der beiden MF-Ströme

"Erwiesen ist, dass das von Nemec in die Elektrotherapie eingeführte Interferenz-Prinzip erstmals eine biologisch adäquate Anwendung der universellen Naturkraft Elektrizität ermöglicht, denn der elektrische Reiz wird nicht mehr in einer natur- und körperfremden Weise von außen an den Patienten heran gebracht, sondern entspringt - analog dem Entstehungsmodus aller biogenen elektrischen Reize - im Körperinneren."

Zitat aus Vademecum der Interferenzstromtherapie, Teil1, Bonn MEFA 1966.

Applikationstechniken:

  1. stabil: gleich bleibende Lage und konstanter Auflagedruck mit zwei Paaren Platten-, Flachkissen- oder Vakuum-Elektroden. Z.B. bei Neuralgien, allgemeine Behandlungen im Bereich er Wirbelsäule, der Gelenke, bei Ischialgien, der oberen und unteren Gliedmassen, Darmbehandlung bei Obstipation, Behandlung der Blase bei Inkontinenz usw.
  2. kinetisch: permanenter Wechsel der Körperregion, der Auflagefläche und des Auflagedrucks mit Hilfe von Handschuhelektroden. Z.B. Behandlung von muskulären Verspannungen und zur Beseitigung örtlicher Ödeme, Behandlung umschriebener Schmerzpunkte usw.

"Durch die günstigen Behandlungsergebnisse mit seinem Interferenzstromverfahren angeregt, suchte Nemec nach weiteren Möglichkeiten, interferierende Ströme - teils aus dem MF-Bereich, teils aus dem NF-Bereich - therapeutisch zu nutzen."

O. Gillert: Elektrotherapie. München: R. Pflaum Verlag, 1981.

Beispiele dafür:

Interfero-Triplex-Therapie:

Zusätzlich zur endogenen NF-Reizwirkung (ca. 10 Hz) im Körperinneren durch Kreuzung der beiden MF-Ströme werden bereits im Gerät zwei Interferenzströme erzeugt und dem Körper (exogen) in je einem Kreis zugeführt. Dadurch entsteht die Reizwirkung wahlweise schon an der Körperdecke (ca. 50 Hz).

Beispiel für praktische Ausführung: Panelmed der Unitronics AG

Stereo(dynamische)-Interferenz:

Durch Hinzufügen eines dritten Stromkreises mit der Achse senkrecht zur bisherigen Kreuzungsebene entsteht eine räumliche (dreidimensionale) Wirkung der Interferenz im gesamten Behandlungsgebiet.

Beispiel für praktische Ausführung: Stereodynator 728 der Firma Siemens

Zusammenfassung

"Klinische Erprobungen des stereodynamischen Interferenzstromes haben bisher die postulierten Wirkungsmechanismen aufs beste bestätigt..."

E. Szehi und E. David, 1980

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